Rolls Royce: 100 Jahre Phantom – das steckt hinter dem Phänomen
Seit 1906 baut die Firma Rolls-Royce Autos. Das erste Modell war der Rolls-Royce 40/50 hp, der damals rasch als „bestes Automobil der Welt“ von sich reden machte. Immer wieder wurde das Auto verbessert, und vor genau hundert Jahren erschien ein von Grund auf neu konzipiertes Modell, das in einer Zeitungsanzeige, die am 2. Mai 1925 in der Londoner „Times“ erschien, als „the new Phantom“ vorgestellt wurde. Damit war der Name „Phantom“ in der Welt. Bis heute bezeichnet der Begriff die Highend-Luxusautomobile der britischen Marke. Und es ist nicht absehbar, dass sich das irgendwann ändert. Chris Brownridge, der CEO von Rolls-Royce, sagt: „Wir sind stolz darauf, diese Tradition der Exzellenz, Eleganz und Gelassenheit in den nächsten 100 Jahren fortzusetzen.“ GQ zeigt die ersten acht Generationen des Rolls-Royce Phantom.

Der Rolls-Royce Phantom leitete beim Debüt vor hundert Jahren ein neues Kapitel für die britische Marke ein. Neu war etwa der Reihensechszylindermotor mit hängenden Ventilen und einem Hubraum von 7,6 Litern sowie einer Leistung von 95 PS. So motorisiert, ließ sich das gut 5,50 Meter lange und rund eineinhalb Tonnen schwere Fahrzeug auf bis zu 145 km/h beschleunigen. Rund 3500 Exemplare wurden gebaut – mit unterschiedlichsten Karosserien von zahlreichen Karosseriebaufirmen wie Park Ward, Mulliner oder Hooper. Zu den Sonderwünschen damals zählten etwa ein Safe im Fahrzeug, Extra-Stauraum für Golfschläger oder auch ein versenkbares Tischchen.
Ab 1929 lieferte Rolls-Royce das Modell Phantom, jetzt Phantom II genannt, mit einem auf 120 PS leistungsgesteigerten Reihensechszylindermotor aus. Alle vier Räder wurden von servo-unterstützten Trommelbremsen verzögert. Die Kraftübertragung an die Hinterräder übernahm ein Viergang-Schaltgetriebe. Vom Phantom II gab es auch eine etwas leichtere, sportlichere Variante, die mit dem Namenszusatz „Continental“ gekennzeichnet wurde. Insgesamt wurden 1681 Phantom II Fahrgestelle samt Motor gebaut.
Das Prunkfahrzeug war der letzte große Rolls-Royce, der vor dem Zweiten Weltkrieg auf den Markt kam. Der Wagen trat mit einem neuen, 7,4 Liter großen V12-Motor an – erst 1988 sollte Rolls-Royce wieder ein Auto mit Zwölfzylindermotor auf den Markt bringen. Das Aggregat leistet 165 PS und war mit einer Doppelzündanlage ausgestattet, verfügte also über 24 Zündkerzen. Die Leistung lag bei rund 180 PS, die mögliche Höchstgeschwindigkeit bei 161 km/h. Bekannt wurde der Phantom III unter anderem durch einen Auftritt im James-Bond-Film „Goldfinger“, in dem der Bösewicht Auric Goldfinger (gespielt von Gert Fröbe) eine solche Luxuskarosse nutzt. Mit dem Kriegsbeginn 1939 wurde der Autobau bei Rolls-Royce eingestellt; die Fertigung wurde erst 1946 mit dem deutlich einfacheren Modell Silver Wraith wieder aufgenommen.
Der Phantom VI ist das exklusivste Modell der Marke Rolls-Royce, lediglich 18 Exemplare wurden gebaut. Auslöser für das erste Fahrzeug dieser Reihe war eine Anfrage aus dem britischen Königshaus, der Rolls-Royce gerne nachkam, denn zuvor hatte der Buckingham Palast stets auf nicht-britische Automobile vertraut. Der stattliche Wagen wurde mit der Krönung von Prinzessin Elizabeth 1952 zur offiziellen Staatskarosse und gehört auch heute noch zum Fuhrpark der königlichen Familie. Auch andere Windsors bestellten später einen Phantom IV, weitere drei wurden für den spanischen Diktator Franco gebaut, andere Exemplare für Aga Khan, König Faisal und den Schah von Persien.
Die fünfte Generation des Phantom wurde im Jahr 1959 vorgestellt, und bis zum Produktionsende 1972 wurden insgesamt 832 Fahrzeuge dieser eleganten Repräsentationslimousine gebaut. Angetrieben wurde der gut sechs Meter lange Wagen von einem V8-Motor mit 6,2 Liter Hubraum, der das Auto auf bis zu 163 km/h beschleunigte. Auch dieses Auto besaß noch Trommelbremsen an allen vier Rädern, aber auch schon ein vierstufiges Automatikgetriebe. Der berühmteste Phantom V ist wohl jener, den John Lennon mit weißer Lackierung kaufte und ihn dann 1967 mit einer psychedelischen Sonderbemalung versehen ließ.
Ein weiterentwickeltes Spitzenmodell, der Phantom VI, wurde ab 1968 von Rolls-Royce angeboten. Unter anderem verfügte das Auto über zwei separate Klimaanlagen, so dass sich die Temperatur vorne und hinten getrennt voneinander regeln ließ. Der Phantom VI war der letzte Rolls-Royce, der noch in klassischer Fertigungsmanier hergestellt wurde: Also als Fahrgestell samt Antriebstechnik, auf dem dann von einer Karosseriebaufirma ein maßgeschneiderter Aufbau montiert wurde. Das letzte gebaute Fahrzeug wurde an den Sultan von Brunei ausgeliefert.
Seit 1998 hält der deutsche Autohersteller BMW die Markenrechte an Rolls-Royce. Und um 0:01 Uhr am 1. Januar 2003 wurde der erste, völlig neue Rolls-Royce Phantom – und damit das erste Exemplar des Phantom VII – an einen Kunden übergeben. Mit den klassischen Phantom-Modellen der Vor-BMW-Ära haben die neuen Modelle, außer dem Namen, nichts mehr gemein. Das Auto basieren auf einem Aluminium-Spaceframe, wiegt rund zweieinhalb Tonnen, wird von einem V12-Motor mit 6,7 Liter Hubraum und 460 PS Leistung angetrieben und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Der Grundpreis für das Auto lag bei rund 375.000 Euro.
Der Rolls-Royce Phantom VIII wurde am 27. Juli 2017 vorgestellt, und wird seit Anfang 2018 ausgeliefert. Die Limousine wird in einer Normal- und einer Langversion angeboten, wobei das lange Modell 5,98 Meter misst. Ein Grund dafür ist, dass Fahrer von Autos mit mehr als sechs Meter Länge in China einen Busführerschein benötigen. Zur Ausstattung gehören Laser-Scheinwerfer, Allradlenkung, adaptive Luftfederung sowie 22-Zoll-Reifen mit Schaumeinlagen, um das Abrollgeräusch zu minimieren. Der bekannte Zwölfzylindermotor erhält im neuen Modell eine Doppelturbo-Aufladung, wodurch die Leistung auf 571 PS steigt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 250 km/h. Immer wieder stellt Rolls-Royce massiv individualisierte Sondermodelle als Einzelstücke oder in geringer Auflage vor. Der Basispreis des Autos liegt bei rund 482.000 Euro.